Benutzer:Maturion/Claude Moyse: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Claude M. Moyse''' (eigentlich ''Claudio Massimo Moyse'') ist ein deutscher Journalist sowie ehemaliger Mitarbeiter und Übersetzer bei ''[[Nintendo|Nintendo of Europe]]''. Seine recht freien Videospielübersetzungen polarisieren die Fangemeinde bis heute, sichern ihm aber bis heute eine Art Legendenstatus.
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[[Bild:ClaudeMoyse.jpg|thumb|<small>Claude Moyse Anfang der 1990er-Jahre im [[wikipedia:de:Club Nintendo|Club-Nintendo]]-Magazin</small>]]__NOTOC__
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'''Claude M. Moyse''' (* 1968/69(?); eigentlich ''Claudio Massimo Moyse'') ist ein deutscher Journalist sowie ehemaliger Mitarbeiter und Übersetzer bei ''[[Nintendo|Nintendo of Europe]]''. Seine teilweise sehr freien Videospielübersetzungen aus den 1990er-Jahren polarisieren bis heute und sicherten ihm unter Nintendo-Fans einen Legendenstatus.
  
 
== Leben ==
 
== Leben ==
Moyse ist französisch-italienischer Abstammung; sein Geburtsname lautet ''Claudio Massimo Moyse''.  
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Moyse ist französisch-italienischer Abstammung und wuchs dreisprachig mit Deutsch, Französisch und Italienisch als Muttersprache auf. Sein Geburtsname lautet ''Claudio Massimo Moyse''; ''Claude'' ist nur sein Spitzname. Noch als Abiturient jobbte er bei einer PR-Agentur, zu deren Kunden damals [[Nintendo]] gehörte. Über diese Agentur kam er kurz nach seinem Abitur zu einer Festanstellung bei ''Nintendo of Europe'' als Werbetexter und interner PR-Berater. Der Europasitz von Nintendo befand sich damals in Großostheim bei Frankfurt am Main.
  
Noch als Abiturient jobbte Moyse bei einer PR-Agentur, zu deren Kunden damals [[Nintendo]] gehörte. Über diese Agentur kam er kurz nach seinem Abitur zu einer Festanstellung bei ''Nintendo of Europe'' als Werbetexter und interner PR-Berater.
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Relativ früh durfte Moyse bei Nintendo Verantwortung bei wichtigen Projekten übernehmen und wurde als deutscher Übersetzer für diverse Toptitel eingesetzt. Außerdem wirkte er als Redakteur beim [[wikipedia:de:Club Nintendo|Club-Nintendo-Magazin]].
  
Relativ früh durfte er bei Nintendo Verantwortung bei wichtigen Projekten übernehmen und wurde als deutscher Übersetzer für diverse Toptitel eingesetzt. Ab 199x übernahm er außerdem von ''Ron Lakos'' die Chefredaktion des [[wikipedia:de:Club Nintendo|Club-Nintendo-Magazin]]s.  
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Moyse sprach kein Japanisch, wurde aber trotzdem als direkter Übersetzer vom Japanischen ins Deutsche eingesetzt. Hierfür reiste er wiederholt zur Nintendo-Zentrale nach Kyoto. Zwar hatte er teilweise Zugriff auf eine englische Übersetzung, musste aber auch oft anhand der Spielszenen improvisieren oder erraten, was in den entsprechenden Szenen gesagt wurde. Hierbei entstanden seine markanten, teilweise sehr freien Übersetzungen. Legendär sind etwa eine Szene aus [[Secret of Mana]], bei der auf Deutsch Goblins das Weite suchen, da die [[wikipedia:de:Lindenstraße|Lindenstraße]] (eine deutsche Seifenopfer) gleich anfange oder ein Gegnertyp, der auf Englisch schlicht „Ghost“ heißt, im Deutschen als „Horrorwindel“ bezeichnet wird. Eine weiterer markanter Terminus, denn Moyse als Übersetzer etablierte war ''Pogopuschel'' für einen Gegnertyp. Auch eine Szene in ''[[Zelda|Zelda - Link's Awakening]]'', in der Gegner den Satz „Nie ohne Kondom!“ von sich geben, gehört zu den bekanntesten [[Easteregg]]s die Moyse einbaute. Im selben Spiel gibt es auch einen speziell für Moyse erstellten Song, der ertönt wenn man ''MOYSE'' als Spielernamen eingibt.<ref>[https://zeldauniverse.net/2020/08/11/zeldas-study-german-techno-and-missing-bikini-tops-in-links-awakening/ Zelda’s Study: German techno and missing bikini tops in Link’s Awakening]</ref> In [[Terranigma]] baute er eine Stelle ein, in der sich der Held ''Ark'' als Fan von ''FC Bayern München'' outet und dessen Gegenüber sich als Anhänger des ''FC St. Pauli'' zu erkennen gibt.<ref>[https://www.pcgames.de/Terranigma-Classic-36943/Specials/Retro-25-Jahre-SNES-Super-Nintendo-1385889/ Terranigma: 25 Jahre Liebe für den Planeten (Artikel bei PCGames.de]</ref>
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[[Bild:Secretofmana2.jpg|thumb|<small>Die berühmte Lindenstraße-Sequenz in [[Secret of Mana]]</small>]]
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Zum Jahreswechsel 1994/1995 übernahm er außerdem von ''Ron Lakos'' die Chefredaktion des Club-Nintendo-Magazins. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde Moyse eine der prägendsten Persönlichkeiten bei Nintendo in Europa. Im Club-Nintendo-Magazin definierte Moyse in den 1990er-Jahren auch die Heftcomics, zunächst den dortigen [[Super Mario|Super-Mario]]-Comic und den später den ''N-Gang''-Comic. Über die Comics prägte er weitere berühmte Ausrufe wie etwa ''Hollerö''. Moyse definierte in den 1990er-Jahren entscheidend den Stil von Nintendo-Spielen im deutschsprachigen Raum.
  
In den 1990er-Jahren war er eine der prägenden Persönlichkeiten von Nintendo in Deutschland.
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Er war außerdem federführend an der Lokalisierung und Markteinführung von [[Pokémon]] im deutschsprachigen Raum beteiligt. Ab 2001 stellte sich ''Nintendo of Europe'' strategisch neu auf. Moyse gab die Chefredaktion bei ''Club Nintendo'' ab; das Magazin wurde bis zur Einstellung 2002 von [[wikipedia:de:Computec Media|Computec]] extern erstellt. 2002 verließ er dann endgültig Nintendo.
  
Moyse sprach kein Japanisch, wurde aber trotzdem als direkter Übersetzer vom Japanischen ins Deutsche eingesetzt. Hier für reiste er wiederholt zur Nintendo-Zentrale nach Kyoto. Zwar hatte er teilweise Zugriff auf die englischen Übersetzungen, musste aber auch oft anhand der Spielszenen improvisieren oder erraten, was in den entsprechenden Szenen gesagt wurde. Hierbei entstanden seine markanten, teilweise sehr freien Übersetzungen. Legendär sind etwa eine Szene aus [[Secret of Mana]], bei der auf Deutsch Goblins das Weite suchen, da die [[wikipedia:de:Lindenstraße|Lindenstraße]] (eine deutsche Seifenopfer) gleich anfange oder ein Gegnertyp, der auf Englisch schlicht „Ghost“ heißt, im Deutschen aber als „Horrorwindel“ bezeichnet wird. Auch eine Szene in ''[[Zelda|Zelda - Link's Awakening]]'', in der Gegner den Satz „Nie ohne Kondom!“ von sich geben, gehört zu den bekanntesten [[Easteregg]]s die Moyse einbaute. Er prägte auch Ausdrücke wie ''Hollerö'' oder ''Pogopuschel''.  
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Moyse arbeitet seit 2002 als selbstständiger Journalist. Er ist der Gründer des Verlags ''Raptor Publishing'' mit Sitz in Frankfurt am Main. Hier gibt er bis heute eine ganze Reihe an Zeitschriften heraus, unter anderem zu den Themen Videospiele, [[Mangas & Anime]] oder japanischer und asiatischer Popkultur. Sein ehemaliger Club-Nintendo-Kollege ''Marcus Menold'' ist heute ebenfalls bei Raptor Publishing tätig. Dieser war bei etlichen von Moyses Nintendo-Übersetzungen beteiligt.
  
Sowohl als Übersetzer als auch als Chefredakteur hinterließ Moyse bleibende Erinnerungen. Als Chefredakteur des Club-Nintendo-Magazins prägte er Redewendungen wie ''Hollerö'', die teilweise ebenfalls .
 
 
Claude Moyse war außerdem federführend an der Lokalisierung und Markteinführung von [[Pokémon]] im deutschsprachigen Raum beteiligt.
 
 
2002 verließ er Nintendo und arbeitet seitdem als Journalist. Claude Moyse ist der Gründer des Verlags ''Raptor Publishing'', bei dem heute eine Reihe an Zeitschriften zum Thema Videospiele, [[Mangas & Anime]], sowie japanischer und asiatischer Popkultur erscheinen.
 
  
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== Übersetzungen ==
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Claude Moyse taucht in den Credits zahlreicher Nintendo-Spiele als deutscher Übersetzer auf. Nach eigenen Angaben hat er aber nur „ganz wenige Spiele“ wirklich selbst übersetzt.<ref>[http://web.archive.org/web/20071124203801/http://www.classic-zone.de/specials.php?id=5 Interview bei Classic-Zone.de] <small>(archiviert)</small></ref> Darunter sind etwa [[Secret of Mana]], [[Zelda|Zelda: Link's Awakening]], [[Terranigma]] und ''Plok''.
  
https://www.pcgames.de/Terranigma-Classic-36943/Specials/Retro-25-Jahre-SNES-Super-Nintendo-1385889/
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Er taucht in den Credits unter anderem folgender Spiele auf:
  
== Übersetzungen ==
 
 
* ''Kirby’s Adventure''
 
* ''Kirby’s Adventure''
 
* ''Plok''
 
* ''Plok''
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* ''[[Terranigma]]''
 
* ''[[Terranigma]]''
 
* ''Pokémon Blau'' & ''Pokémon Rot''
 
* ''Pokémon Blau'' & ''Pokémon Rot''
 
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* ''Donkey Kong Country''
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* ''Donkey Kong Country 2: Diddy's Kong Quest''
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* ''Donkey Kong Country 3: Dixie Kong's Double Trouble!''
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* ''Super Smash Bros.''
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* ''Mario Party 2''
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* ''The Legend of Zelda: Ocarina of Time''
 
== Links ==
 
== Links ==
 
* [https://raptor.de/ Webseite von Raptor Publishing]
 
* [https://raptor.de/ Webseite von Raptor Publishing]
 
* [https://nerdweltenpodcast.com/2019/05/24/folge-34-interview-mit-claude-moyse/ Interview-Folge mit Claude Moyse] beim ''Nerdwelten-Podcast''
 
* [https://nerdweltenpodcast.com/2019/05/24/folge-34-interview-mit-claude-moyse/ Interview-Folge mit Claude Moyse] beim ''Nerdwelten-Podcast''
 
* [https://www.mixcloud.com/RadioPARALAX/scene-talk-10-mit-paralax-special-guest-claude-m-moyse-20062010/ Scene-Talk Episode mit Claude M. Moyse] bei ''Radio PARALAX''
 
* [https://www.mixcloud.com/RadioPARALAX/scene-talk-10-mit-paralax-special-guest-claude-m-moyse-20062010/ Scene-Talk Episode mit Claude M. Moyse] bei ''Radio PARALAX''
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* [https://www.mariowiki.com/Claude_Moyse Claude Moyse bei MarioWiki.com]
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=== Quellen ===
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<references />

Aktuelle Version vom 1. Mai 2023, 18:14 Uhr

Claude Moyse Anfang der 1990er-Jahre im Club-Nintendo-Magazin

Claude M. Moyse (* 1968/69(?); eigentlich Claudio Massimo Moyse) ist ein deutscher Journalist sowie ehemaliger Mitarbeiter und Übersetzer bei Nintendo of Europe. Seine teilweise sehr freien Videospielübersetzungen aus den 1990er-Jahren polarisieren bis heute und sicherten ihm unter Nintendo-Fans einen Legendenstatus.

Leben

Moyse ist französisch-italienischer Abstammung und wuchs dreisprachig mit Deutsch, Französisch und Italienisch als Muttersprache auf. Sein Geburtsname lautet Claudio Massimo Moyse; Claude ist nur sein Spitzname. Noch als Abiturient jobbte er bei einer PR-Agentur, zu deren Kunden damals Nintendo gehörte. Über diese Agentur kam er kurz nach seinem Abitur zu einer Festanstellung bei Nintendo of Europe als Werbetexter und interner PR-Berater. Der Europasitz von Nintendo befand sich damals in Großostheim bei Frankfurt am Main.

Relativ früh durfte Moyse bei Nintendo Verantwortung bei wichtigen Projekten übernehmen und wurde als deutscher Übersetzer für diverse Toptitel eingesetzt. Außerdem wirkte er als Redakteur beim Club-Nintendo-Magazin.

Moyse sprach kein Japanisch, wurde aber trotzdem als direkter Übersetzer vom Japanischen ins Deutsche eingesetzt. Hierfür reiste er wiederholt zur Nintendo-Zentrale nach Kyoto. Zwar hatte er teilweise Zugriff auf eine englische Übersetzung, musste aber auch oft anhand der Spielszenen improvisieren oder erraten, was in den entsprechenden Szenen gesagt wurde. Hierbei entstanden seine markanten, teilweise sehr freien Übersetzungen. Legendär sind etwa eine Szene aus Secret of Mana, bei der auf Deutsch Goblins das Weite suchen, da die Lindenstraße (eine deutsche Seifenopfer) gleich anfange oder ein Gegnertyp, der auf Englisch schlicht „Ghost“ heißt, im Deutschen als „Horrorwindel“ bezeichnet wird. Eine weiterer markanter Terminus, denn Moyse als Übersetzer etablierte war Pogopuschel für einen Gegnertyp. Auch eine Szene in Zelda - Link's Awakening, in der Gegner den Satz „Nie ohne Kondom!“ von sich geben, gehört zu den bekanntesten Eastereggs die Moyse einbaute. Im selben Spiel gibt es auch einen speziell für Moyse erstellten Song, der ertönt wenn man MOYSE als Spielernamen eingibt.[1] In Terranigma baute er eine Stelle ein, in der sich der Held Ark als Fan von FC Bayern München outet und dessen Gegenüber sich als Anhänger des FC St. Pauli zu erkennen gibt.[2]

Die berühmte Lindenstraße-Sequenz in Secret of Mana

Zum Jahreswechsel 1994/1995 übernahm er außerdem von Ron Lakos die Chefredaktion des Club-Nintendo-Magazins. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde Moyse eine der prägendsten Persönlichkeiten bei Nintendo in Europa. Im Club-Nintendo-Magazin definierte Moyse in den 1990er-Jahren auch die Heftcomics, zunächst den dortigen Super-Mario-Comic und den später den N-Gang-Comic. Über die Comics prägte er weitere berühmte Ausrufe wie etwa Hollerö. Moyse definierte in den 1990er-Jahren entscheidend den Stil von Nintendo-Spielen im deutschsprachigen Raum.

Er war außerdem federführend an der Lokalisierung und Markteinführung von Pokémon im deutschsprachigen Raum beteiligt. Ab 2001 stellte sich Nintendo of Europe strategisch neu auf. Moyse gab die Chefredaktion bei Club Nintendo ab; das Magazin wurde bis zur Einstellung 2002 von Computec extern erstellt. 2002 verließ er dann endgültig Nintendo.

Moyse arbeitet seit 2002 als selbstständiger Journalist. Er ist der Gründer des Verlags Raptor Publishing mit Sitz in Frankfurt am Main. Hier gibt er bis heute eine ganze Reihe an Zeitschriften heraus, unter anderem zu den Themen Videospiele, Mangas & Anime oder japanischer und asiatischer Popkultur. Sein ehemaliger Club-Nintendo-Kollege Marcus Menold ist heute ebenfalls bei Raptor Publishing tätig. Dieser war bei etlichen von Moyses Nintendo-Übersetzungen beteiligt.


Übersetzungen

Claude Moyse taucht in den Credits zahlreicher Nintendo-Spiele als deutscher Übersetzer auf. Nach eigenen Angaben hat er aber nur „ganz wenige Spiele“ wirklich selbst übersetzt.[3] Darunter sind etwa Secret of Mana, Zelda: Link's Awakening, Terranigma und Plok.

Er taucht in den Credits unter anderem folgender Spiele auf:

  • Kirby’s Adventure
  • Plok
  • Secret of Mana
  • Secret of Evermore
  • The Legend of Zelda: Link’s Awakening
  • Lufia 2 - Rise of the Sinistrals
  • Illusion of Time
  • Terranigma
  • Pokémon Blau & Pokémon Rot
  • Donkey Kong Country
  • Donkey Kong Country 2: Diddy's Kong Quest
  • Donkey Kong Country 3: Dixie Kong's Double Trouble!
  • Super Smash Bros.
  • Mario Party 2
  • The Legend of Zelda: Ocarina of Time

Links

Quellen