Die Legende der Sindai

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Die Legende der Sindai
Die Legende der Sindai Titel.png
Homepage demon-interactive.de (Offline)
Genre Klassisches Rollenspiel
Sprache Deutsch
Neueste Version v2
Veröffentlichung September/Oktober 2000 (v1)
8. August 2001 (v2)
Entwickelt von Demon Interactive
Erstellt mit RPG Maker 2000
RMArchiv-ID 1589
Status Fertiggestellt

Die Legende der Sindai ist ein im Herbst 2000 erstmals erschienenes RPG-Maker-2000-Spiel des Entwicklers Demon Interactive.

Qualitativ war das Spiel bereits für die damalige Zeit bestenfalls unterer Durchschnitt und kann heute guten Gewissens als „Trash“ eingeordnet werden. Die Legende der Sindai schaffte es seinerzeit jedoch in die Downloadsektionen einer ganzen Reihe größerer Freeware-Portale und brachte es dadurch zu einer bemerkenswerten Bekanntheit, die viele auch qualitativ bessere Spiele nie erreichten.

Handlung

Zeth, ein junger Sindai, der lange Lehrling von Großmeister Jake war, soll sich nun beweisen um in den Rang eines Adepten aufzusteigen. Von Jake wird er daher nun nach Dawton City geschickt, wo er sich bei Großmeister Xephan einer Prüfung unterziehen soll.

Als Zeth schließlich in Dawton City angekommen ist, trifft er auf Janine, welche ebenfalls zu Großmeister Jake will. In Xephans Haus müssen die beiden feststellen, dass ein mächtiger Dämon, der sich Wayreth, Führer der Dunkelheit nennt, den Großmeister gefangengenommen hat und Zeth und Janine nun angreift. Den beiden gelingt es den Dämon zumindest vorerst abzuwehren.

Als sich die beiden aufmachen, Xephan zu befreien, treffen sie auf Zeths alten Lehrmeister Jake, der enthüllt, dass er Zeth früher hätte warnen sollen: Zeth sei der „letzte Sindai“ und der dunkle Wayreth wolle alle Sindai - und damit auch ihn - töten. Zeth und Janine machen sich dennoch auf den Weg, Wayreth und seine Schergen zu stopppen. Auf ihrer Reise lernen sie neue Freunde kennen, darunter den Ninja Kay'l und den Barbaren Battleaxe, müssen sich zahlreichen Gegnern stellen - und auch den Verlust einiger Freunde betrauern, bevor sie am Ende dem Führer der Dunkelheit selbst gegenüberzustehen.

Über das Spiel

Mit König Braxes redet man zwischen Tür und Angel

Die Legende der Sindai ist ein typisches, sehr kurzes und nur rudimentär ausgearbeitetes Spiel, wie es in der Frühzeit der Maker-Szene sehr häufig war.

Selbst für damalige Verhältnisse waren viele Aspekte des Spiels eindeutig unterdurchschnittlich. In puncto Atmosphäre und Erzählweise ist das Spiel nicht stilsicher. Es werden englische Orts- und Charakternamen mit eindeutig an das deutsche Mittelalter angelehnten Elementen verknüpft. Die Charaktere sind allesamt kaum ausgearbeitet, man erfährt fast nichts über deren Hintergrundgeschichte. Besonders Zeths Begleiter haben fast keine Redezeit oder Persönlichkeit. Auch wer oder was die „Sindai“ eigentlich sind, bleibt ungeklärt.

Mit der Einblendung dieses Pictures endet das Spiel abrupt

Auf den sehr detailarmen und leeren Maps kommen fast nur RTP-Grafiken zum Einsatz, welche häufig auch noch unlogisch oder ungeschickt angeordnet wurden. Gegenüber beispielsweise Don's Adventures ist es mappingtechnisch ein deutlicher Rückschritt. Auch sonst ist es äußerst unspektakulär aufgebaut: Die Städte sind winzig, und bestehen nur aus zwei bis drei Gebäuden. NPCs sind vielfach nicht ansprechbar und es stehen praktisch keine Komfortfunktionen zur Verfügung. Gebäude sind nur selten betretbar, sodass man Läden fast nur von außen zu Gesicht bekommt. Selbst Story-relevante Gebäude, wie etwa das Innere des Königsschlosses, wurden nicht umgesetzt, stattdessen finden relevante Dialoge dann statt, wenn der Held in der entsprechenden Tür steht.

Der Hauptheld Zeth benutzt das Klaus-CharSet und das Standard-KS des RPG Maker 2000 kommt zum Einsatz, welches noch nicht einmal durchgängig übersetzt wurde. Auf der viel zu leeren Worldmap laufen viel zu große Charaktere herum, scheinbar relevante Objekte wie Burgen sind teilweise reine Attrappen. Das Spiel kommt komplett ohne CommonEvents aus. Das Spiel endet nach dem letzten Bosskampf äußerst abrupt mit der Einblendung eines Pictures, ein richtig inszeniertes Ende gibt es nicht.

Die Legende der Sindai ist nach heutigen Maßstäben zwar leicht als Trash einordnbar, doch zeigte es auch eine ganze Menge positiver Ansätze: Zum Einen ist das Spiel eine fertiggestellte, in sich geschlossene Vollversion. Es gibt keine offensichtlichen, schweren Logikfehler oder Lücken in der Story. Dafür gibt es eine Reihe verschiedener Städte und unterschiedliche Quests, keine schweren Gamebreaker-Bugs und auch die Rechtschreibung ist über dem Niveau vergleichbarer, zeitgenössischer Kurzspiele. Grinding ist notwendig, aber noch in einem erträglichen Maß. Getragen wird das Spiel hauptsächlich von den im Grunde soliden Standard-Gameplaymechaniken des RPG Maker 2000. Es fügt ihnen nichts hinzu, ist technisch schwach, steht dem Spielspaß der RM2k-Standardmechaniken aber auch nicht im Weg und macht keine so schwerwiegenden Fehler, die den Spielspaß komplett ausbremsen würden.

Es gab insgesamt zwei Versionen, von denen die erste bereits im Jahr 2000 erschien, vermutlich im September oder Oktober.[1] Diese erste Version entfernte der Entwickler, Demon Interactive, nach einigen Monaten wieder von der eigenen Homepage, da sie „einfach zu schlecht ausgearbeitet“ und auf einigen Rechnern nicht gelaufen sei.[2] Am 8. August 2001 folgte eine zweite, aktualisierte Version. Im Oktober 2001 gab er bekannt, die Arbeiten an „Die Legende der Sindai“ vorerst ruhen zu lassen.[3]

Trotz des vergleichsweise hohen Bekanntheitsgrads ist in der Maker-Szene kaum etwas über den Autor bekannt. Auf einigen Ressourcen des Spiels ist Demon Interactive als Autor vermerkt, jedoch gibt es im Spiel selbst keine Credits oder sonstigen Hinweise auf den Entwickler.

2005 stellte ein Entwickler namens Venom sein Konzept für „Die Legende der Sindai 2“ im RPG-Maker-Quartier vor.[4] Im Nachhinein wurde er teilweise als der Autor des Originals angenommen, obwohl er von Anfang an erklärte, lediglich ein Fan des Spiels zu sein und Demon Interactive der Originalautor sei.

Tatsächlich handelte es sich bei Demon Interactive um eine Ein-Mann-Spieleschmiede, welche 2000 von dem damals 16-Jährigen IT-Auszubildenden Kai B. geführt wurde. Dieser versuchte sich bereits seit einigen Jahren an Gamedev und hatte durchaus auch Ambitionen in der Zukunft professionelle Spieleentwicklung zu betreiben.[2] Er hatte bereits ab Ende der 1990er eigene Freeware-Spiele und -Tools mit verschiedenen Technologien und Programmiersprachen entwickelt. Ende 2002 gab er die Schließung von Demon Interactive bekannt.

Obwohl er eine ganze Weile mit dem Maker arbeitete, scheint er mit den einschlägigen Maker-Foren nie direkten Kontakt gehabt zu haben und blieb daher in der Maker-Szene praktisch unbekannt. Stattdessen veröffentlichte er das Spiel auf Softgames.de, einer Webseite für Gratisspiele von Hobbyentwicklern. Hier kam Die Legende der Sindai durchaus gut an und wurde alleine dort bis Januar 2002 über 7.500 mal heruntergeladen.[5] Von dort verbreitete es sich auf weitere Freeware-Downloadportale wie freegamzez.de, Cheats.de, Gamezworld.de oder Gratisspiele. Auch hier wurde es teils durchaus positiv besprochen und teilweise mit Zelda verglichen.[6] Von den Freeware-Portalen fand es dann auch den Weg in die einschlägigen Maker-Foren, wo es um 2001 ebenfalls häufig erwähnt wurde.[7]

Die einschlägigen Maker-Communities waren kritischer; keine der damals großen drei deutschen Maker-Webseiten nahm es in ihre Downloadsektion auf. Auch in den Maker-Foren wurde das Spiel recht eindeutig negativ beurteilt.

Rezeption, Einfluss und Remakes

Die Legende der Sindai hatte in der Maker-Szene nie den Ruf eines guten Spiels. Trotz der kurzen Spieldauer und der zweifelhaften Qualität war das Spiel aber ein enormer Erfolg.

Alleine auf dem Portal Gamezworld.de, einem der wenigen, noch heute bestehenden Freeware-Games-Portale der damaligen Zeit, wurde es bis September 2022 über 63.000 mal heruntergeladen.[6] Auf Softgames.de hatte es Mitte 2003 fast 11.000 Downloads.[8] Hinzu kommen vermutlich zehntausende Downloads auf weiteren, heute nicht mehr existenten Seiten und Portalen, sodass es möglicherweise die Marke von 200.000 oder mehr Downloads knackte. Damit wäre es wohl eines der erfolgreichsten deutschen Maker-Spiele überhaupt, zumindest gemessen an den Downloadzahlen.

Der Einfluss des Spiels zeigte sich auch darin, dass es eine bemerkenswert große Zahl bekannter Maker-Persönlichkeiten gab, welche über das Spiel ihren Erstkontakt mit dem RPG Maker hatten. Darunter waren etwa Dhan, KD, V-King, FOXER, Trial, Loriander und viele andere.

Neben der letztlich nie erschienen Fortsetzung von Venom, welche ab 2005 in Entwicklung war[4], versuchte sich Jahre später auch Kestas an einem Remake von Legende der Sindai. Ressourcen aus diesem Projekt fanden 2011 auch Einzug in die RTP-Werkstatt auf Multimediaxis.[9]

Bilder

Die Legende der Sindai 1.png Die Legende der Sindai 2.png Die Legende der Sindai 3.png

Die Legende der Sindai 4.png Die Legende der Sindai 6.png Die Legende der Sindai 7.png

Quellen